SCHWARZENEGGER KANDIDIERT
Terminator IV
Perfekte Dramaturgie. Alle rechneten mit seiner Absage. Umso wuchtiger der Knalleffekt, als Arnold Schwarzenegger in der Nacht seine Kandidatur um das Amt des Gouverneurs von Kalifornien bekannt gab. Ausgerechnet in der "Tonight Show" seines Kumpels Jay Leno ließ der "Terminator" die Bombe platzen. Wahlkampf made in Hollywood.
New York - Das erste Eilmeldungs-Laufband rollte gegen 21 Uhr Ortszeit über die Fernsehschirme. "Überraschende Ankündigung: Arnold Schwarzenegger kandidiert als Gouverneur von Kalifornien", tickerte da in wuchtigen Lettern. "Sehen Sie das vollständige Interview in der 'Tonight Show'".
Im Programm des TV-Marktführers NBC lief gerade die Erfolgsserie "West Wing", eine Polit-Sitcom über die Bewohner des Weißen Hauses. Kurioserweise schwadronierte einer der Schauspieler gerade darüber, dass man in Washington niemandem trauen könne - den Demokraten nicht und auch nicht den Republikanern.
Arnold Schwarzenegger ist seit langem Republikaner, aber in erster Linie etwas anderes: Filmstar, Entertainer, Über-Prominenter. Da war es nur folgerichtig, dass er seine Gouverneurs-Ambitionen offiziell und zuerst im Late-Night-TV verkündete - am Mittwoch in der "Tonight Show" auf NBC.
"Gefummelt, gepfuscht und versagt" Standing Ovations, als er die Bühne betritt, teils hysterische Jubelschreie, als er die Worte "Ich werde antreten" sagt. Besser inszeniert konnte der Wahlkampf für ihn wohl kaum beginnen. Dass Moderator Jay Leno Tückisches über Budgetlöcher, Besteuerung oder Smog-Probleme im Krisenstaat fragt - es war von vornherein nicht zu erwarten. Schwarzenegger und Leno gelten als Freunde, die Inszenierung nützt beiden.
Der amtierende Gouverneur Gray Davis wird für das drohende Haushaltsdefizit von 38 Milliarden Dollar verantwortlich gemacht
So durfte der Filmstar-Politiker ein paar plakative PR-Sprüche abspulen: "Die Politiker haben gefummelt, gepfuscht und versagt", schimpft er. Der demokratische Gouverneur Gray Davis habe Kalifornien heruntergewirtschaftet. Dabei sei es doch "der großartigste Staat im großartigsten Land der Welt" gewesen.
Ein Programm skizziert Schwarzenegger nicht. Er habe "Visionen" für Kalifornien, sagt er nur. Dann schimpft er kurz auf die Gewerkschaften. An sie und andere Interessengruppen habe Davis den Staat verkauft. "Ich habe genug Geld, niemand kann mich kaufen". Kurz vor Schluss spricht er vom "Umzug nach Sacramento", als habe er Davis schon verjagt. Noch aber dauert es zwei Monate bis zum historisch beispiellosen Plebiszit, das über Davis' Abwahl und den möglichen Ersatz entscheidet. Erstaunliche 389 Kandidaten hatten sich zuletzt registrieren lassen, maximal fünf der Kandidaten sind leidlich prominent. Weltstar ist nur die Nummer 390.
"Hasta la vista, Gray Davis" Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Strategie des Showbiz-Wahlkampfes aufgeht. Zuletzt hatten selbst einzelne Mitglieder der eigenen Partei - noch anonym - Kritik am Stil des Star-Kandidaten geübt. Am Montag zitierte der "San Francisco Chronicle" einen "führenden Republikaner". Die Leno-Show sei das falsche Forum für Fragen wie eine Kandidatur. Schwarzenegger hätte eine Pressekonferenz geben sollen, das strahle mehr Seriosität aus.
Das sieht nicht nur Schwarzeneggers PR-Stratege George Gorton ganz anders. Er findet: Angesichts dürftiger Wahlbeteiligung müsse jeder Kandidat neue Wege zum Bürger suchen. Oft wird Schwarzenegger mit einem anderen Filmstar verglichen, der Kalifornien regierte: Ronald Reagan. Andere erinnern sich an 1992, als ein Kandidat namens Clinton in der Arsenio-Hall-Show Saxophon spielte. Schwarzenegger versucht, sein Film-Image als Fighter nutzbar zu machen. "Hasta la vista, baby!" ruft er und meint Gray Davis.
Die Entscheidung des Stars hat überrascht, weil es gute Gründe dagegen gab, manche politisch, manche privat. Eine Umfrage zeigte kürzlich, dass der republikanische Ex-Bürgermeister von Los Angeles, Richard Riordan, wohl etwas bessere Chancen hätte als sein muskulöserer Freund. Zwar ist Schwarzenegger vor alle bei den 20- bis 35-Jährigen beliebter, aber diese jüngere Kino-Klientel geht seltener zur Wahl. Riordan wird nun trotzdem verzichten.
"Sie werden sagen, dass ich ein Frauenheld bin" Dann glaubten Boulevard-Blätter zu wissen, dass Schwarzeneggers Frau ihr Veto einlegen würde. Maria Shriver, John F. Kennedys Nichte, Demokratin und Journalistin bei NBC, fürchtete angeblich einen Schmutzwahlkampf. Schon als Schwarzenegger als Wahlkampfredner für andere auftrat, verteilte Gray Davis' Stab Kopien eines Magazinartikels. Inhalt: Schwarzenegger habe Frauen durch Griffe ans Gesäß sexuell belästigt. Der Kandidat versucht, die Vorwürfe abzubiegen. "Sie werden sagen, dass ich ein Frauenheld bin", glaubt er und schweift ab: "Gray Davis weiß, wie man Negativwahlkampf macht. Er weiß nicht, wie man einen Staat regiert."
Die Demokraten könnten durch den Coup des Terminators vollends in Chaos hinabstürzen. Bisher ist es Davis gelungen, seine Partei geschlossen zu halten. Die alte Linie: Weil das ganze Abwahlverfahren illegitim sei, darf auf der langen Liste der Gegenkandidaten kein einziger Demokrat stehen. Schon jetzt erklären erste prominente Parteigenossen die Strategie für "politischen Selbstmord" und rufen nach Alternativen.
Rund zwei Monate ist her, dass der Arnie-Hype in Amerika abhob. Damals blickte Schwarzenegger, schon mit Siegerblick, vom Titel des Männermagazins "Esquire" herab. Die Schlagzeile hieß: "Der nächste Gouverneur von Kalifornien. Wirklich." Am 7. Oktober wird sich zeigen, ob ihr Autor nur Provokateur war oder Prophet.
Quelle: spiegel.de
Ich war so frei es reinzusetzen... evtl sind ja welche zu faul den link anzuklicken, so wie ich sonst auch